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Sokratischer Dialog: Fragetechnik, Die Zu Unserem Nicht-Wissen Führt!

Sokratischer Dialog: Fragetechnik, Die Zu Unserem Nicht-Wissen Führt!

Sokrates kennen wir doch alle, doch nicht alle wissen von der Methode des Sokratischen-Dialogs. Ein Sokratisches-Gespräch kann man als eine Art Coaching betrachten.

Durch gezielte Fragen zwischen Gesprächspartnern wird eine Seite des Denkens geöffnet, an die man überhaupt nicht in Erkenntnis genommen hätte.

In diesem Artikel werden wir Ihnen alles über die Sokratische-Methode erklären. Ein sokratischer Dialog wird eine Tiefe des Wissens eröffnen, die zu neuen Erkenntnissen führen wird!

Woher kommt die Sokratische-Methode?

Sokrates war und ist bis heute ein sehr bekannter Philosoph aus dem antiken Griechenland. Im Laufe seines Lebens wurde der Fokus von Sokrates auf die Gespräche mit Menschen gelegt.

Er hatte eine besondere Vorgehensweise, wie er mit seinem Gesprächspartner Dialoge geführt hat. Der Philosoph war in der Rolle des nicht-wissenden Menschen.

Die Bedeutung hinter dieser Rolle war, den anderen Gesprächspartner genau über seine Denkweise oder Idee zu hinterfragen. Sokrates hörte seinen Mitmenschen genau zu und stellte ihnen direkte und tiefgründige Fragen über das, was sie zu ihm gesagt haben.

Dabei wurden keine Ratschläge oder Hinweise zu dem Gesprächspartner geäußert. Dies können Sie sich vorstellen als ein Zwiegespräch.

Die wichtigste Regel beim Zwiegespräch war genau zuzuhören und den anderen ausreden zu lassen. So ist es auch beim Sokratischen-Dialog.

Durch die direkten Fragen von Sokrates wurde der Gesprächspartner geführt, sein Denken, Wissen und das Geäußerte neu zu bedenken.

Auf der Suche nach der richtigen Antwort der gesellten Frage wurde der Gesprächspartner auf sein Nicht-Wissen fokussiert. Dies ist auch das Ziel der Sokratischen-Methode.

Der Sokratische-Dialog wurde auch unter einem weiteren Namen bekannt, nämlich Mäeutik (Hebammenkunst). Die Bedeutung dieses Namens liegt in der Überzeugung von Sokrates, dass in jedem Menschen das Wissen liegt, nur muss man es hervorheben.

Was versteht man unter Sokratischem-Dialog?

Sokratischer-Dialog ist eine sehr beliebte Gesprächstechnik, die man in vielen Bereichen anwendet. Hier haben wir zwei Seiten in diesem Dialog, der Lehrer und der Lehrende.

Nach der Definition wird der Lehrer mit bestimmten und gezielten Fragen dazu führen, dass der Lehrende seine geäußerte Denkweise auf eine neue Art und Weise überdenkt.

Das Besondere an dieser Gesprächsführung ist, dass durch diese Dialoge keine Hinweise oder Ratschläge kommen. Sondern mit gezielten Fragen durch das Sokratische-Gespräch wird der Gesprächspartner geführt, dass er von sich aus auf andere Erkenntnisse kommt.

Diese Methode der Gespräche wird sehr oft angewendet in vielen Bereichen. Denn wenn jemand selber auf die richtige Antwort kommt, ohne die direkte Hilfe von anderen, dann wird diese Erkenntnis eine viel tiefere und stärkere Bedeutung haben.

Bereiche: Wo wird die Sokratische-Methode angewendet?

  • Sokratische-Gesprächsführung in Therapie/Psychotherapie/Verhaltenstherapie (z. B. negatives Selbstbild)
  • Sokratische-Methode im Unterricht (Konflikte, Selbstbild, Veränderung von Ansichten)
  • Sokratischer-Dialog im Arbeitsalltag/Seminar (z. B. Ziel, Klarheit oder Entscheidungsfindung)
  • Sokratischer-Dialog in zwischenmenschlichen Beziehungen (z. B. Zielkonflikte)

Buchtipp: Das Buch „Dorsch – Lexikon der Psychologie“ von Markus Antonius Wirtz wird Sie in eine neue und erweiterte Sphäre der Psychologie führen, inklusive der Sokratischen-Methode der Gesprächsführung.

3 Themen für Sokratische-Dialoge

In der Sokratischen-Methode der Gesprächsführung gibt es drei universelle Themen, die sich auf bestimmte Fragen beziehen.

– Zunächst haben wir die Normative-Sokratische-Fragen, die sich auf die Frage “Darf ich das?” beziehen.

Diese Frage bezieht sich eher auf das Moralische und Etische in den Menschen. Mithilfe dieser Fragen werden tiefgründige Probleme gelöst durch die Selbsterkenntnis.

Denn solche Fragen muss jeder Mensch für sich selber beantworten, sodass Seele und der Kopf mit der Antwort zufrieden sind. Bei dieser Fragetechnik gibt es keine richtige oder falsche Antwort, nur die, die zu der Person passt.

Hier sind ein paar Beispiele für Normative-Sokratische-Fragen:

  • Darf ich eine Lüge aussagen, wenn es zu meinem Vorteil ist?
  • Darf ich meine Eltern nicht mögen?
  • Darf ich nicht an Gott glauben?
  • Darf ich jemanden ohne Grund nicht mögen?
  • Darf ich mich von meinem Ehemann/Ehefrau trennen?
  • Darf ich mein Leben hassen?

– Funktionale-Sokratische-Fragen sind das zweite Thema, dass man mit dieser Methode angehen kann. Hier geht es um die Frage “Soll ich das?”.

Die Menschen versuchen durch diese Frage ihre eigenen Handlungen zu analysieren und zu überdenken. Der Fokus liegt hier bei dem Erfolg dieser Handlungen und der Effektivität.

Hier sind ein paar Beispiele für Funktionale-Sokratische-Fragen:

  • Soll ich meinen Job kündigen?
  • Soll ich mich selbstständig machen?
  • Soll ich diese Freundschaft beenden?
  • Soll ich mir ein Haustier anschaffen?
  • Soll ich in eine andere Stadt ziehen?

Explikative-Sokratische-Fragen beziehen sich auf die Frage “Was ist das?”. Hier werden die Menschen dazu geführt, dass sie für sich entscheiden, was bedeutsam Begriffe für sie genau bedeuten.

Hier werden die Menschen sehr tief in sich gehen und eher auf eine philosophische Art und Weise auf diese Fragen eine Antwort geben. Diese Kategorie ist auch mit Emotionen verbunden.

Hier sind ein paar Beispiele für Explikative-Sokratische-Fragen:

  • Was bedeutet Liebe?
  • Was ist Vertrauen?
  • Was ist Zuneigung?

Die 5 Phasen: Wie funktioniert ein Sokratischer-Dialog?

Die Sokratische-Methode kann man auch einfacher erklären in den 5 Phasen, die diese Methode beinhaltet. Durch diese 5 Phasen werden der Lehrer und der Lehrende durchgehen, bis zum Ziel.

Hier werden wir Ihnen diese 5 Phasen vorstellen und genau erklären. So werden Sie den Begriff Sokratischer-Dialog besser und tiefgründiger verstehen können.

Phase 1: Äußerung des Wissens oder einer Idee des Lernenden

Die erste Phase ist die Äußerung des Lernendens. Dies bedeutet, dass er mit seinen jetzigen Erkenntnissen und Wissen der Lernende sein Wissen oder seine Idee dem Lehrer äußert ohne Hinweise, Ratschläge oder andere Wegweiser.

Der Lehrer hat hier eine sehr wichtige Aufgabe. Er muss dem Gesprächspartner genau zuhören und die Schwächen des geäußerten Wissens erkennen.

Dabei darf der Lehrer nicht unterbrechen oder mit Gestikulationen darauf hinweisen, dass die Denkweise des Lernendens falsch ist. Das Ziel des Lehrers ist es, sich alles so gut wie möglich einzuprägen und das gehörte zu überdenken.

Phase 2: Gezielte Fragen über das Geäußerte

Nachdem der Lernende sein Wissen deutlich geäußert hat, beginnt der Lehrer nach der Sokratischen-Methode verschiedene Fragen zu stellen. Dadurch versucht der Lehrer die Widersprüche, Makel und das Nicht-Wissen in den Vordergrund zu bringen.

Durch die Fragen aber werden keine Ratschläge oder Hinweise gegeben. Hier werden diese Fragen genutzt, so wie ein Wegweiser.

Was ist die sokratische Frage?

Die Sokratische-Frage kann man als die stärksten Werkzeuge im Gespräch betrachten. Denn mit diesen gezielten und tiefgründigen Fragen wird der Denkablauf des Lernendens deutlich beeinflusst.

Dabei werden, wie schon gesagt, keine Hinweise oder Ratschläge in die Frage eingebaut. Das Ziel der Sokratischen-Frage ist, dass der Lernende selber auf seine Fehler aufmerksam wird.

Man kann diese Fragen auch als eine Art Hilfe für Selbstreflexion betrachten. Hier wird der Fokus gelegt, dass der Lernende von sich aus durch seine eigenen Antworten den Fehler erkennt.

Dieses Vorgehen durch solche Fragen wird bei den Gesprächspartnern andere Werte, Seiten und Hintergründe öffnen. Etwas, woran der Befragte niemals von sich aus gedacht hätte.

Dies wird gerade die Erkenntnis bringen, dass in der eigenen Denkweise etwas nicht stimmt. Dies ist das Hauptziel dieser tollen Sokratischen-Methode.

Phase 3: Erkenntnis über das Nicht-Wissen

Durch den Sokratischen-Dialog beziehungsweise durch die direkten Fragen wird der Lernende eine wichtige Erkenntnis erleben. Seine Denkweise wird ihm in einem anderen Licht vorgestellt, aber ohne einen Einfluss von dem Gegenüber.

Durch die direkten Fragen wird der Lernende erkennen, dass es Makel oder Schwächen an seiner Denkweise gibt. In dieser Phase wird der Denkprozess des Lernenden anfangen.

Im Laufe des Dialogs nach der Reihe der Fragen wird der Lernende mit den Problemen seiner Denkweise konfrontiert und dabei wird er sofort an andere Lösungen oder Denkmustern suchen.

Phase 4: Die Hauptfrage wird erneut gestellt von dem Lehrer

Nach der neuen Erkenntnis wird die Hauptfrage von Anfang des Gespräches ein weiteres Mal gestellt von dem Lehrer. Der Lehrer versucht dabei die Frage in derselben Art und Weise zu formulieren.

Eine andere Formulierung der Frage kann dazu führen, dass man den Weg zum Ziel noch mehr erweitert. Deshalb sollte man sich zum Anfang des Gespräches führen, durch die Neustellung derselben Frage.

Phase 5: Der Gefragte bemüht sich, mit der neuen Sicht die richtige Antwort zu geben

Die erneut gestellte Frage von dem Anfang des Dialoges wird den Lernenden dazu führen, seine neuen Erkenntnisse in diese Antwort einzuführen. Dabei wird der Gesprächspartner einen anderen Weg wählen, wie er diese Frage beantworten will.

In dieser Phase wird sich zeigen, ob die Fragen des Lehrers sich ausgezahlt haben und ob der Lernende seine Schwächen im Gespräch gemerkt hat.

Durch die gegebene Antwort werden beide Seiten das Ziel dieser Gesprächsmethode erkennen können und natürlich den Erfolg. Durch die neuen Informationen über das Thema des Gespräches kann man den Dialog mit ganz neuem Menü von Fragen angehen, bis das Ziel erreicht ist.

Was sind die Regeln beim Sokratischen-Dialog?

Jeder, der die Sokratische-Methode anwendet, muss sich auch an die Regeln halten. Denn nur durch diese Regeln wird das Gespräch auch erfolgreich sein und das Ziel wird erreicht sein.

Hier werden wir Ihnen die wichtigsten Regeln dieser Gesprächstechnik vorstellen. Mit solchen Dialogen wird man die Welt mit ganz anderen Augen sehen können.

1. Zuhören und den Gesprächspartner respektieren

Die wichtigste Regel in der Philosophie dieser Methode ist gerade das Zuhören. Der Lehrer muss mit voller Aufmerksamkeit jedem Wort des Lernendes lauschen.

Beim Gespräch dürfen die beiden Seiten nicht den anderen unterbrechen oder mit Gestikulationen in die Irre führen. Hier müssen beide Seiten Respekt zueinander zeigen.

Denn der Sinn dieser Methode ist gerade der Fokus der Gesprächspartner auf das Thema. Nur so kann der Sokratische-Dialog erfolgreich sein und Resultate zeigen.

2. Hinterfragung mit konkreten und direkten Fragen

Diese Regel ist für den Erfolg dieser Gesprächsführung sehr wichtig. Denn die Fragen sollten nie irreführen sein oder den Lernenden auf einen anderen Weg bringen.

Die Fragen sollten sich immer direkt an das Thema des Gespräches halten und sehr konkret sein. Am besten ist es, die Fragetechnik in kurzen Formulierungen zu verwenden.

So werden die Fragen immer klar sein und sich auf den Sinn des Gespräches beziehen. Der Gesprächspartner sollte auf diese Fragen mit Ja oder Nein antworten können oder mit einem Satz.

Also sollte man mit diesen Fragen sachlich das Geäußerte hinterfragen und zu dem Kern des Problems hinweisen. Mit diesen Fragen sollte der Lehrer keine versteckten Hinweise oder Ratschläge geben.

Denn der Sinn dieser Methode ist gerade, dass der Lernende selber auf seine Schwächen bei der Denkweise kommt.

3. Blickkontakt ohne Absenkungen

Auch die Umgebung ist sehr wichtig für ein solches Gespräch, besonders wenn das Gespräch eine therapeutische Anwendung hat. Hier sollten die beiden Seiten in einer Umgebung sein, wo es ruhig ist und wo es keine Störungen gibt.

Durch zu laute Geräusche, andere Menschen und Ähnliches kann die Denkweise des Lernendens auf die falschen Seiten gelenkt werden. Dazu sollten die Gesprächspartner immer Blickkontakt halten.

Denn auf diese Weise kann man sich auf die Worte besser konzentrieren und das Ausgesprochene wird besser aufgenommen von jeweils anderen.

Wenn man in einer Gruppe arbeitet, sollte man einen bestimmten Ablauf feststellen, wo jeder weis, wann er redet und wann er zuhören soll.

So wird kein Chaos entstehen und jeder kann sich auf die direkten Fragen konzentrieren. Mit diesen drei Regeln wird die Sokratische-Methode immer ein Erfolg sein.

Sokratischer Dialog: Weitere Beispiele für Fragen

Sokratische Dialoge führt man mit direkten Fragen, die eher eine kurze Formulierung haben. Denn wenn man die Fragen kurz und klar hellt, dann wird man auch den Sinn der Frage nicht in weitere Sphären erweitern, sondern sich auf den Kern des Themas fokussieren können.

Damit Sie ein besseres Bild von dieser tollen Methode bekommen, haben wir ein paar Beispiele für Fragen zusammengestellt. Besonders für Eltern werden diese Beispiele eine große Erleichterung sein für die Kommunikation mit Kindern.

Sokratische-Methode: Die Formulierung der Fragen

  • Woher hast du diese Informationen?
  • Was ist die Quelle deiner Informationen?
  • Entsprechen diese Informationen voll und ganz der Wahrheit?
  • Sind diese Informationen deine eigene Interpretation?
  • Sind diese Informationen von anderen Meinungen beeinflusst worden?
  • Ist dies deine persönliche Meinung?
  • Kannst du mir ein Beispiel nennen?
  • Bezieht sich dieser Fakt auf jede Situation?
  • Kennst du Beispiele, wo dies nicht der Fall ist?
  • Wie zeichnet sich deine Meinung in dem jetzigen Leben aus?
  • Wenn deine Meinung stimmt, wie wurde sie sich in der Realität äußern?
  • Weißt du, was der Sinn meiner Frage war?

Besonders ist hier die letzte Frage wichtig. Denn mit dieser führen wir indirekt die Person, die eigene Meinung ein bisschen zu hinterfragen. In dieser Situation werden die vorigen Fragen in einem anderen Licht erscheinen.

Hier wird der Befragte ein paar Momente brauchen, um seine Gedanken zu sammeln. Wenn Sie also in der Rolle des Lehrers sind, dann lassen Sie ihrem Gesprächspartner ruhig ein bisschen Zeit.

Denn man kann auch perplex auf diese Situation reagieren, wenn man selber versteht, dass die eigene Denkweise nicht so stimmt. Also, Ruhe bewahren und einfach Zeit lassen, bis sich die Gedanken gesammelt haben.

Auf diese Weise wird diese Methode auch ein Erfolg sein für beide Seiten im Gespräch. Mit nur wenigen Fragen, die den Kern des Problems ansprechen, werden Sie sofort die Veränderung in der Sichtweise des Gesprächspartners merken.

Fazit: Was versteht man unter der Sokratischen-Methode?

Das Fazit ist eindeutig, diese Methode ist eine der beliebtesten für den Perspektivenwechsel bei Menschen. Durch die sachliche Hinterfragung der Meinung des Gesprächspartners wird ihm/ihr eine neue Sichtweise geöffnet.

Doch zu dieser Sichtweise wird man nicht mithilfe eines anderen kommen, sondern durch die Selbstreflexion. Gerade dieser Punkt, wo man die eigenen Normen und Werte feststellt, ist der Kern dieser Methode.

Denn wenn man ein Mal selbstständig zu dieser bestimmten Erkenntnis gekommen ist, dann wird sie sich auch in unserem Gedächtnis einprägen. Das selbstständige Denken ist in der modernen Zeit ein sehr wichtiger Faktor, gerade dies lernt man durch den Sokratischen-Dialog.

Der Einfluss der Medien und der Meinung anderer Menschen kann dazu führen, dass wir das selbstständige Denken sogar verlernen. Wir nehmen einfach so die Informationen, ohne diese zu hinterfragen.

Doch durch diese Methode wird gelernt, dass man in seinem Denkprozess die gemachten Fehler durch Selbstreflexion beziehungsweise die richtigen Fragen verändern kann. Wie auch Sokrates schon gesagt hat, die Wahrheit ist in uns allen, man muss sie nur finden.

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